Ich war immer ein sehr schüchterner Mensch, fühlte mich unter andern Leuten unwohl, unverstanden, einsam. Ich hatte immer das Gefühl falsch zu sein, fehl am Platz. Zu laut oder zu leise, zu verträumt, zu aufgedreht, zu emotional, zu schwach, zu langsam …
Doch schon mit acht Jahren kam ich zum Pferd. Und hier fühlte ich mich wohl, blühte auf, hatte ich „einen Wert“. In dieser Welt bin ich stark, man hört mir zu, schätzt meinen Rat und vertraut mir auch Pferde an, von denen sich andere lieber fern halten.
Und so beschritt ich auch beruflich diesen Weg und wurde Pferdewirtin auf einem großen Gestüt. Plötzlich befand ich mich in einer Führungsposition.
Ich wurde Mutter und absolvierte weitere Ausbildungen. Mit Huforthopädie, Osteopathie und Energetik betreue ich Pferde und ihre Halterinnen seit vielen Jahren. Und so arbeitete ich nicht nur mit Pferden, sondern auch mit Frauen. Wir begleiten uns gegenseitig auf unseren Wegen.
Man kennt und schätzt und liebt sich, schüttet sich gegenseitig das Herz aus und ich stellte fest, dass wir eigentlich alle das gleiche Thema mit uns herumtragen – ich bin nicht genug, was stimmt mit mir nicht?
Durch einen Zufall begegnete ich Renata und ihren Frauenkreisen. Ich war überwältigt von der Erfahrung über mehrere Tage mit vielen Frauen zusammen zu sein, ohne Zickereien, Konkurrenz und Bewertungen zu erleben. Hier, wo unser männlicher Anteil (der richtig und wichtig ist) einmal zur Ruhe kommt, erleben wir echte Schwesternschaft.
Auf einmal wurde mir alles klar. Ich fühlte mich in der „echten Welt“ nicht wohl, weil sie so viel Wert auf männliche Attribute legt. Die Leistung zählt, der Verstand, Durchsetzungsvermögen und immer gleich drauf sein. Unter Pferden konnte ich schon immer genau so sein, wie ich bin. Hier zählten die weiblichen Qualitäten: Einfühlungsvermögen, Intuition, mit Situationen mit fließen und Gefühl – einem Pferd kann man eh nichts vormachen.
Und nach einigen Jahren des Erforschens, Erlebens und Hineinsinkenlassens in meine Weiblichkeit wollte ich dieses Geschenk, diesen Ruf auch an andere Frauen weitergeben.
Ich wollte der Großen Mutter, dem göttlichen dienen, mit dem jede von uns, jede einzelne Zelle immer und überall verbunden ist.
Jede von uns ist genau richtig, so wie sie ist. Indem wir das leben, uns wahrnehmen, mit uns verbunden sind, ehren wir das göttliche und haben unseren Anteil daran.
Wir sind viele und jede von uns hat ihren Platz, der leer bleibt, wenn sie ihn nicht einnimmt. Jede von uns hat Qualitäten und Talente, die anderen fehlen, wenn sie sie nicht in die Welt trägt.
Ich wünsche mir eine Welt voller Frauen in ihrer weiblichen Kraft – für uns, für unsere Kinder, für die ganze Menschheitsfamilie.
Ich bin Tochter, Schwester, Mutter, Partnerin und Großmutter.

